Radler Gottesdienst

Ziel.los

Ökumenischer Radlergottesdienst am 24. Juli 2021 in Fürstenfeldbruck

Unter dem Motto „Ziel.los“ feierten rund 40 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer am Samstag, 24. Juli 2020, vor der Kirche der Freien evangelischen Gemeinde in Fürstenfeldbruck einen ökumenischen Gottesdienst. Organisiert vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Fürstenfeldbruck waren die Radler in einer Sternfahrt aus dem ganzen Landkreis nach Fürstenfeldbruck gekommen.

Helmut Wurm von der Gemeindeleitung der Freien evangelischen Gemeinde und deren Pastor Traugott Hopp begrüßten die Gäste. Sie freuten sich, dass der Radlergottesdienst, der 2020 wegen der Corona-Pandemie ausgefallen war, in diesem Jahr unter strikter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln nun wieder möglich war. Hopp erinnerte an die Worte des Apostels Paulus im 1. Korintherbrief: „Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich aber laufe nicht wie ins Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich schinde meinen Leib und bezwinge ihn, dass ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.“ (1. Kor. 9-24-27) Paulus verwende hier ein Beispiel aus dem Sport als Metapher für das christliche Leben: „Der Athlet versucht an das Ziel des Laufes zu kommen. Wir Christen wissen um das Ziel unseres Lebens. Wir wollen einst im Himmel bei unserem Vater sein. Das ist unser Siegespreis.“ Nach dem Lied „Geh aus mein Herz, und suche Freud“ verlas Pastor Hopp den Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher. Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn für lange Zeiten.“ Mit dem Kanon „Laudate omnes gentes“, lobet den Herrn alle Völker, dankte die Gottesdienstgemeinde Gott für seinen immerwährenden Beistand, wie er im Psalm Davids zum Ausdruck kommt. Ein Gebet mit der Bitte um den Segen Gottes schloss sich an.

Susanne Kiehl, Pastoralreferentin im katholischen Pfarrverband Fürstenfeld, führte zum Thema des Gottesdienstes „Ziel. los“ hin. Der Punkt zwischen den beiden Worten mache zunächst etwas ratlos, sagte Kiehl. Aber er mache doch Sinn, wenn man näher darüber nachdenke. Denn jedes Ziel erfordere einen festen Punkt, auf den man zusteuern wolle. Ohne diesen festen Punkt sei man ziellos unterwegs. Man sei verunsichert und bewege sich im Ungewissen. In einem Sketsch verdeutlichten zwei Mitglieder des ADFC, Maria Geiger und Adi Stumper, diese Botschaft. Dabei wurde deutlich, dass jeder Einzelne auf andere Menschen angewiesen ist, um sein Ziel zu erreichen. Das wurde mit dem Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit“ vertieft.

Das Lukasevangelium (24,13-35) erzählte von den zwei Jüngern Jesu, die nach seiner Kreuzigung und seinem Tod entsetzt und ratlos über das vordergründige Scheitern ihres Meisters nach Jerusalem unterwegs sind. Da begegnet ihnen der auferstandene Jesus und erklärt ihnen die Heilige Schrift. Sie kehren mit ihm, den sie zunächst nicht erkennen, bei Freunden ein. Als er mit ihnen das Brot bricht, fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen: es ist Jesus, der sie begleitet hat. Und er ist nicht gescheitert, er lebt.

Der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche der Kreisstadt, Valentin Wendebourg, sagte in seiner Ansprache, er sei selbst ein leidenschaftlicher Radfahrer. In der Zeit der Pandemie und des Lockdowns seien ihm manchmal düstere Gedanken gekommen, wenn er sich auf sein Rad gesetzt habe und zum Gottesdienst geradelt sei. Wie die Emmausjünger habe er sich in dieser Zeit manchmal deprimiert gefragt: Wie geht es weiter? Werden überhaupt noch Menschen in die Kirche kommen? Was haben wir ihnen zu sagen? Wie wird es sein, wenn die Pandemie vorbei ist? Findet auch dann der Gottesdienst mit so wenig Menschen statt? Nicht zuletzt zwei junge iranische Flüchtlinge hätten ihn auf andere Gedanken gebracht. Sie hätten zu ihm gesagt: „Wisst ihr eigentlich, in welch schönem Land ihr lebt? Wisst ihr, welchen wunderbaren Glauben ihr Christen habt?“ Es gebe keinen Grund, in der Zeit der Pandemie zu verzweifeln. Es gebe keinen Grund, nur nach gestern zu schauen, sagte Wendebourg, und zu jammern, früher sei alles schöner gewesen. Man müsse und könne den Blick weglenken vom aktuellen Schmerz hin auf eine lichte Zukunft. Denn Christen hätten ein Ziel, auf das hin es sich zu leben lohne. Sie könnten sicher sein, von Gott auch in den dunkelsten Stunden angenommen und geliebt zu sein. Er hole sie heraus aus der Düsternis und gebe ihnen neuen Lebensmut. Das geschehe auch heute, zum Beispiel durch das gemeinschaftliche Brotbrechen in der Gemeinde. Das Lied „Lass mir das Ziel vor Augen bleiben, zu dem du mich berufen hast“ schloss sich an, begleitet vom Posaunenchor der Erlöserkirche.

In acht Fürbitten baten die Teilnehmenden Gott um Ausdauer und Kraft, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Nach dem gemeinsamen Beten des „Vater unser“ und dem allgemeinen Schlusssegen konnten sich die Radler von den Seelsorgern Valentin Wendebourg, Pastor Traugott Hopp und Pastoralreferentin Susanne Kiehl einzeln segnen lassen.

Dr. Bernd Hein