Autor: sigmundd

Zur Wahl der Oberbürgermeisterin / des Oberbürgermeisters am 7. Mai 2017

Der Oberbürgermeister hat eine wichtige Funktion in unserer Stadt. Als Vorsitzender des Stadtrates, als Leiter der Verwaltung der Stadt und als Repräsentant der Kommune nach außen bestimmt er die Richtlinien der Kommunalpolitik entscheidend mit. Als Mitglied in regionalen und überregionalen Gremien kann er Einfluss auch auf politische Entscheidungen ausüben, die die eigene Kommune übersteigen.

Es ist also im Interesse jeder Bürgerin und jedes Bürgers mitzuentscheiden, wer in den nächsten sechs Jahren unser Oberbürgermeister sein wird.

  1. Der Christenrat Fürstenfeldbruck/Emmering ruft alle wahlberechtigten Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, ihr Wahlrecht in Anspruch zu nehmen.
  2. Der Christenrat Fürstenfeldbruck/Emmering wünscht sich einen Oberbürgermeister, der zwar seine (partei)politische Herkunft nicht verleugnet, aber in allen Sach- und Personalentscheidungen zum Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit anderen politischen Kräften und demokratischen Gruppen und Initiativen bereit ist.
  3. Der Christenrat Fürstenfeldbruck/Emmering vertritt die christlichen Gemeinden in unserer Stadt. Wir erwarten, dass unser künftiger Oberbürgermeister in seinen öffentlichen Äußerungen und in praktischen Entscheidungen die Worte, Werte und Gebräuche der christlichen Kirchen und der anderen Religionen achtet. Wir Christen erwarten, dass man in unserer Stadt unsere Traditionen und Gebräuche ernst nimmt und sie nicht abschafft oder uminterpretiert. Erinnert sei an die Kritik von Bürgern am Glockenläuten oder die Umbenennung christlicher Bräuche wie den Martinszug oder Feste wie Weihnachten und Ostern in Einrichtungen. Dadurch gehen Inhalte verloren, die für unser Zusammenleben wichtig sind. Der Martinszug zum Beispiel ist kein Lichterfest, sein Inhalt ist vielmehr die Erinnerung an einen großen Mann der Nächstenliebe und Solidarität, die wir auch heute nötig haben. Daran zu erinnern, steht auch Einrichtungen in nicht kirchlicher Trägerschaft gut an.
  4. Mitglieder des Christenrats Fürstenfeldbruck/Emmering beteiligen sich seit Jahren am interreligiösen Dialog in unserer Stadt, insbesondere mit unseren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Diesem Dialog, der immer auch eine politische Dimension hat, sollte unser künftiger Oberbürgermeister offen gegenüberstehen.
  1. Der Christenrat Fürstenfeldbruck/Emmering erkennt dankbar an, dass es in unserer Stadt viele soziale Einrichtungen und Dienste gibt, die Mitbürgerinnen und Mitbürger unterstützen, wenn sie in einer Notlage sind. Er erinnert daran, dass viele dieser Einrichtungen in Trägerschaft der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände sind und dass sich die Kirchen auch an ihrer Finanzierung beteiligen. Wir wissen aber auch, dass es in unserer Stadt soziale Lücken gibt, die unser künftiger Oberbürgermeister mit dem Stadtrat angehen muss. Zu den sozialen Herausforderungen gehören zum Beispiel:
    • Wohnraum: Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum muss gemildert werden. Kaum eine Chance auf eine bezahlbare und angemessene Wohnung haben in unserer Stadt Familien mit mehreren Kindern, gering verdienende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Menschen, die seit längerer Zeit auf der Straße leben, junge Menschen, die sich verselbständigen wollen und aus der Herkunftsfamilie ausziehen möchten. Bezahlbare Wohnungen sind auch ein Problem für Menschen in sozialen Berufen oder im öffentlichen Dienst, die keinen so hohen Verdienst haben, um in Fürstenfeldbruck angemessen wohnen zu können. Unser künftiger Oberbürgermeister sollte hier sehr bald eine Initiative ergreifen, sei es durch die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft und/oder andere geeignete Maßnahmen.
    • Kindertagesbetreuung: Die Situation der Tageseinrichtungen für Kinder ist zu verbessern. Die Stadt Fürstenfeldbruck deckelt derzeit die Kindertageseinrichtungen durch Defizitverträge sowohl finanziell als auch in der Gestaltung der Arbeit. Dadurch können sie den aktuellen Anforderungen (große Gruppen, Kinder aus schwierigen Verhältnissen, Kinder mit Migrationshintergrund) nur schwer nachkommen. Unter anderem sollte die Stadt auch den Einsatz von Menschen im Bundesfreiwilligendienst und weiterem ergänzenden Personal mit fördern, um junge Menschen für diese Berufe zu gewinnen und um die Betreuungssituation für die Kinder zu verbessern. Der Ausbau von Krippenplätzen ist dringend erforderlich.
    • Jugendliche: Die Ganztagesbetreuung an Schulen ist auszubauen und die Jugendarbeit zu fördern.
    • Asylbetreuung: Alle Kommunalpolitiker sind gefordert, mit Respekt vor der Würde und dem Schicksal von Flüchtlingen zu sprechen. Unser künftiger Oberbürgermeister muss hier Vorbild sein. Wir rufen die Stadt dazu auf, sich finanziell an den Sachkosten für die Asylsozialberatung zu beteiligen.
    • Barrierefreiheit: Die Barrierefreiheit in unsrer Stadt ist auszubauen. Die Bayerische Staatsregierung möchte den Freistaat im öffentlichen Raum bis 2023 barrierefrei gestalten. Dieses Problem ist bald anzugehen, da es in unserer Stadt noch öffentliche Gebäude, Brücken, Bahnhof Buchenau etc. gibt, die nicht barrierefrei zugänglich sind.
    • Infrastruktur: Unsere Stadt braucht ein zukunftsweisendes, nachhaltiges Verkehrskonzept, dessen Umsetzung insbesondere die Innenstadt entlastet, ökologisch verträglich ist und bei dem keine weiteren Flächen versiegelt werden dürfen.
    • Arbeitsförderung: Unsere Stadt muss sich stärker als Standort für neue Unternehmen profilieren.
    • Natur- und Umweltschutz: Naturschonende Anbauweisen, die Nahvermarktung hiesiger landwirtschaftlicher Produkte und eine umweltschonende Energieversorgung sollen von der Kommunalpolitik gestärkt werden.
    • Eine – Welt – Verantwortung: Viele kirchliche Initiativen und der Brucker Fenster Weltladen unterstützen mit hohem ehrenamtlichen Engagement den fairen Handel und sollten vorrangig unterstützt und genutzt werden. Bei der öffentlichen Beschaffung dürfen nur Produkte zum Zug kommen, die Nachhaltigkeitskriterien (zum Beispiel keine Kinderarbeit bei der Herstellung) erfüllen.
  1. Der Christenrat Fürstenfeldbruck/Emmering erkennt dankbar das große ehrenamtliche, bürgerschaftliche Engagement u. a. im politischen, kulturellen, kirchlichen und sozialen Bereich, bei der Feuerwehr, im Sport und in den Vereinen an. Er erinnert daran, dass sich gerade im sozialen Bereich sehr viele Ehrenamtliche aus den christlichen Gemeinden rekrutieren. Unser künftiger Oberbürgermeister soll dazu beitragen, in unserer Stadt eine wertschätzende Kultur des Ehrenamtes zu stärken.

 

Weil das Gebet eines der Uranliegen christlicher Gemeinden ist, möchte der Christenrat seinerseits bei seinen regelmäßigen Treffen für den neu gewählten Oberbürgermeister und den Stadtrat beten.

 

Der Christenrat Fürstenfeldbruck/Emmering wird sehr bald nach dem Amtsantritt des neuen Oberbürgermeisters um einen Gesprächstermin nachsuchen und ihm seine Anliegen persönlich erläutern.

 

Vera Gedon und Christian Sayn-Wittgenstein

Sprecher des Christenrats Fürstenfeldbruck/Emmering