Fürstenfeldbruck (KNA) Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben
ihre Zustimmung zur Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus bekräftigt.
Das Papier spanne einen weiten Bogen über Schöpfung und soziale
Ungleichheit bis zu einer neuen Fortschrittsidee, sagte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
am Freitagabend in Fürstenfeldbruck. Der Papst sage mit großer Kraft
viele Dinge, «die wir in der Kirche schon lange diskutieren»,
ergänzte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Heinrich Bedford-Strohm.
Die Enzyklika war am Donnerstag im Vatikan veröffentlicht worden und
auf ein positives internationales Echo gestoßen. In dem Schreiben
verlangt Franziskus neue Anstrengungen zur Bewahrung der Schöpfung
und weist auf die Zusammenhänge von Umweltzerstörung, Armut und
weltweiten Flüchtlingsbewegungen hin. Das Kirchenoberhaupt spricht
sich in dem ausführlichen Papier für eine neue «ökologische
Spiritualität» aus und ruft jeden einzelnen Menschen vor allem in den
Industriestaaten zum Umdenken und zur Verhaltensänderung auf. Auch
Themen wie das gesellschaftliche Miteinander oder der Umgang mit
sozialen Medien werden in dem Thema berührt.
Marx sagte, dem Papst sei in Sorge um das «gemeinsame Haus». Alle
Menschen hätten Verantwortung dafür. Dieser Gedanke komme stark aus
der Überzeugung, dass Jesus der Bruder aller Menschen sei, fügte der
Münchner Erzbischof hinzu. Die Enzyklika sei ein «großer Wurf» und
biete einen reichen Schatz, auch für die Arbeit in den Pfarreien.
Bedford-Strohm wies auf die weltweiten ökologischen Ungleichgewichte
hin. So liege der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 in Deutschland
bei zehn Tonnen. Wenn das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu
begrenzen, erreicht werden soll, dürften es nur zwei Tonnen sein.
«Ich lebe glücklicher, wenn ich aufhöre, gegen die anderen zu leben»,
sagte der bayerische Landesbischof. «Dafür gebe ich gerne viel auf.»
Die kirchlichen Spitzenvertreter äußerten sich bei einer
Podiumsdiskussion zum Auftakt des Ökumenischen Kirchentags in
Fürstenfeldbruck. An der Runde vor mehreren hundert Besuchern nahmen
auch der Präsident des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden, Ansgar
Hörsting, und der rumänisch-orthodoxe Weihbischof Sofian von
Kronstadt teil. Der Kirchentag, der am Sonntag endet, steht unter dem
Motto «Seht, welch ein Mensch!»