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Bedford-Strohm begrüßt Umwelt-Enzyklika des Papstes – Umdenken gefordert

Fürstenfeldbruck (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat die Botschaften
der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus begrüßt. Viele der
angemahnten Punkte zu weltweiter Ungerechtigkeit und Klima würden von
der evangelischen Kirche seit Jahren vertreten, sagte Bedford-Strohm
auf einer Podiumsdiskussion am Freitagabend in Fürstenfeldbruck bei
München. Die reichen Staaten müssten ihr Verhalten überdenken und
dürften nicht dauerhaft auf Kosten der ärmeren leben. Der Münchner
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen
Bischofskonferenz, lobte: «Die Enzyklika ist ein großer Wurf und ein
reicher Schatz an Impulsen.»

Der Papst übt in seiner in der vergangenen Woche veröffentlichten
Umwelt-Enzyklika «Laudato si» scharfe Kritik am Umgang der Menschen
mit dem Planeten. Er zeigt sich darin in großer Sorge um «das
gemeinsame Haus» und fordert ein weltweites Umdenken.

Bedford-Strohm mahnte, die reichen Staaten müssten ihr Verhalten
überdenken und dürften nicht dauerhaft auf Kosten der ärmeren leben.
So würden in den USA jährlich 18 Tonnen CO2 pro Kopf ausgestoßen und
in Deutschland zehn Tonnen, während es in ärmeren Ländern nur ein
Bruchteil sei. Die ärmsten Länder seien aber die ersten Opfer des
Klimawandels, beispielsweise durch Dürren. «Ich glaube, ich lebe
glücklicher, wenn ich aufhöre gegen die anderen zu leben», sagte der
bayerische Landesbischof.

Nicht nur auf der politischen oder wirtschaftlichen Ebene müsse
ein Umdenken stattfinden, auch auf der individuellen Ebene seien neue
Umgangsformen mit den Ressourcen notwendig. «Jeder kann etwas tun,
auch ohne sich das Leben zu verderben. Schon häufiger das Fahrrad zu
nutzen statt des Autos kann helfen», sagte Bedford-Strohm, der selbst
ein begeisterter Fahrradfahrer ist.

Erzbischof Marx übte scharfe Kritik am Kapitalismus. Dass dieser
sich als Wirtschaftssystem zunehmend durchsetze und die Armen dabei
auf der Strecke blieben, «das dürfen wir nicht akzeptieren», sagte
er. Soziale Marktwirtschaft sei nicht dasselbe wie Kapitalismus. «Wir
müssen über den Kapitalismus hinausdenken», forderte der Kardinal.

Marx betonte zudem – wie auch Bedford-Strohm – die große
Verantwortung der Kirche. Es werde oft so getan, als sei die große
Zeit des Christentums vorbei, dabei «liegt die große Geschichte erst
vor uns», sagte er. Bei den großen Themen der Menschheit wie Klima,
Bewahrung der Schöpfung oder universelle Menschenrechte müsse sich
das Christentum einbringen. Die Menschen sollten ihre Vorstellungen
von gutem Leben überdenken.

Beide Kirchenrepräsentanten sprachen auf einer Podiumsdiskussion
zum Auftakt des ersten regionalen Ökumenischen Kirchentag in
Fürstenfeldbruck.

epd rks

Kirchen bekräftigen Lob für Umwelt-Enzyklika

Fürstenfeldbruck (KNA) Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben
ihre Zustimmung zur Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus bekräftigt.
Das Papier spanne einen weiten Bogen über Schöpfung und soziale
Ungleichheit bis zu einer neuen Fortschrittsidee, sagte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
am Freitagabend in Fürstenfeldbruck. Der Papst sage mit großer Kraft
viele Dinge, «die wir in der Kirche schon lange diskutieren»,
ergänzte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Heinrich Bedford-Strohm.

Die Enzyklika war am Donnerstag im Vatikan veröffentlicht worden und
auf ein positives internationales Echo gestoßen. In dem Schreiben
verlangt Franziskus neue Anstrengungen zur Bewahrung der Schöpfung
und weist auf die Zusammenhänge von Umweltzerstörung, Armut und
weltweiten Flüchtlingsbewegungen hin. Das Kirchenoberhaupt spricht
sich in dem ausführlichen Papier für eine neue «ökologische
Spiritualität» aus und ruft jeden einzelnen Menschen vor allem in den
Industriestaaten zum Umdenken und zur Verhaltensänderung auf. Auch
Themen wie das gesellschaftliche Miteinander oder der Umgang mit
sozialen Medien werden in dem Thema berührt.

Marx sagte, dem Papst sei in Sorge um das «gemeinsame Haus». Alle
Menschen hätten Verantwortung dafür. Dieser Gedanke komme stark aus
der Überzeugung, dass Jesus der Bruder aller Menschen sei, fügte der
Münchner Erzbischof hinzu. Die Enzyklika sei ein «großer Wurf» und
biete einen reichen Schatz, auch für die Arbeit in den Pfarreien.
Bedford-Strohm wies auf die weltweiten ökologischen Ungleichgewichte
hin. So liege der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 in Deutschland
bei zehn Tonnen. Wenn das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu
begrenzen, erreicht werden soll, dürften es nur zwei Tonnen sein.
«Ich lebe glücklicher, wenn ich aufhöre, gegen die anderen zu leben»,
sagte der bayerische Landesbischof. «Dafür gebe ich gerne viel auf.»

Die kirchlichen Spitzenvertreter äußerten sich bei einer
Podiumsdiskussion zum Auftakt des Ökumenischen Kirchentags in
Fürstenfeldbruck. An der Runde vor mehreren hundert Besuchern nahmen
auch der Präsident des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden, Ansgar
Hörsting, und der rumänisch-orthodoxe Weihbischof Sofian von
Kronstadt teil. Der Kirchentag, der am Sonntag endet, steht unter dem
Motto «Seht, welch ein Mensch!»