Blitzlicht

Mit der Ansage, dass er ja nun eigentlich erst beginnt, endete der Ökumenische Kirchentag Fürstenfeldbruck 2015 mit dem Abschlussgottesdienst in der übervollen Klosterkirche Fürstenfeld.

Für mich wurden diese Tage zum Hoffnungszeichen, das an Ort und Stelle von ganz vielen Menschen angenommen wurde. Ausgangs- und Zielpunkt waren die Gottesdienste, die mir zeigten, wie viele Menschen sich in christlicher Verbundenheit auf Gott ausrichten. So entstand plötzlich raumfüllende und unmittelbare Zusammengehörigkeit – und die Idee eines Perspektivenwechsel.

Aus der Vielzahl der Veranstaltungen habe ich für mich u.a. Angebote ausgewählt, die bekannte und doch gern verdrängte Themen in einen inneren Zusammenhang stellten und zum Nachdenken anregten. So z.B. die berührenden Gesichter alter Menschen, die in der Gesellschaft nicht ohne Weiteres mit Begriffen wie KRAFTWERK, NETWORKER, HÄUPTLING, GESCHICHTENERZÄHLER und/oder SCHÖNHEITSIDEAL belegt werden und die gerade auf diese erfrischende Weise ihre besondere Würde zugesprochen bekommen.

Ähnliches kommt im Film „SEIN LETZTES RENNEN“ zum Ausdruck: Wo Alter verwaltet wird und vorgefasste Urteile bzw. Betriebsblindheit greifen, droht der Mensch seine Würde zu verlieren.

Auch die Fotoausstellung „DIE VERZAUBERTEN“ über die Lebensschicksale schwuler alter Männer hat genau das hier etwas umformulierte Kirchentags-Motto „SEHT DEN MENSCHEN“ abgebildet.

Das können nur einzelne Beispiele sein, die ich aus meiner persönlichen Sicht aus der Angebotsfülle herausgreife. Vieles Bedenkenswerte umfasste das Programm, vieles Entspannende auch, nicht zuletzt auch der Treffpunkt in Fürstenfeld Haus 8, wo Erlebtes bei einem Imbiss geteilt und Erfahrungen hinterfragt werden konnten. Eine gelungene Mischung von Gottesdiensten, grundlegenden Diskussionsforen zu wiederkehrenden Fragen der Ökumene, interreligiösem Friedensgebet, Informationsveranstaltungen über soziale Angebote vor Ort, aber auch musikalische und meditative Auszeiten, Kinderprogramm u.a. – zu gegebener Zeit illuminiert von Georg Trenz. Das entwarf in der Gesamtschau dann für mich wieder ein buntes „Kirchenbild“, dem heiter-festliche Zuversicht innewohnte, ohne die nach wie vor drängenden Fragen – insbesondere innerhalb meiner römisch-katholischen Kirche – aus den Augen zu verlieren.

Ich wünsche uns allen, dass die Denkanstöße und die Begegnungen dieses regionalen Ökumenischen Kirchentages lange nachwirken und immer wieder zur Frage führen, wo die eigene enge Sicht den Blick auf Gott im Mitmenschen verstellt und wo konfessionelle bzw. institutionelle Grenzen Leben behindern.

Der langen Rede kurzer Sinn:

Allen, innerhalb und außerhalb des Christenrates, die überhaupt erst einmal die Idee zu einem regionalen Ökumenischen Kirchentag hatten und diese Idee sorgfältig und mit wohl grenzenlosem Engagement kreativ in die Tat umgesetzt haben, danke ich ganz herzlich. Sie werden in der Zeit der Vorbereitung und Zusammenarbeit hoffentlich ebenfalls viele bereichernde Begegnungen gehabt haben und dürfen sich durch die Akzeptanz und Freude der vielen Teilnehmenden bestärkt und belohnt fühlen. Zu danken ist auch allen, die sich, als es ernst wurde, für die Gastlichkeit und den reibungslosen Ablauf einsetzten.

Mit freundlichen Grüßen,

 

Dr. Helga Blaschke

Marthabräustr. 34

82256 Fürstenfeldbruck